Naked Windows: Ein Trend mit Statement-Charakter und besonderen Herausforderungen
Fenster sind nicht nur dafür da, um nach draußen zu schauen. Vor allem sollen sie Licht in den Raum lassen. Dabei gilt umso größer die Fensterfläche, desto besser. Wird die dekorative Gestaltung dann noch minimalistisch gehalten, ist eine maximale Lichtausbeute garantiert. Letzteres nennt sich „Naked Window“ und ist ein aktueller Trend – der eigentlich gar nicht so neu ist.
Der Blick aus dem Fenster als Kunstwerk
Keine Vorhänge, Jalousien, Rollos oder Dekorationen, die den Blick durch die Scheiben einschränken: so sehen „nackten Fenster“ aus. Dadurch gelangt viel Licht ins Innere und der Raum wirkt sehr offen und klar. Das spricht vor allem Menschen an, die einen schlichten, natürlichen, oft auch minimalistischen Wohnstil bevorzugen. Ein weiterer Vorteil dieser Gestaltungsart ist, dass sie Räume größer und luftiger wirken lässt, was speziell für Wohnungen und Häuser mit kleinen Zimmern interessant ist. Auch Architekturliebhaber mögen den „Naked Window“-Trend, da er die Bauform des Hauses sowie das Fenster als prägendes Gestaltungsmerkmal ins Zentrum setzt. Wer sich in der Natur zu Hause fühlt, schafft mit unverstellten Scheiben einen fließenden Übergang zwischen drinnen und draußen. Das ist vor allem dann spannend, wenn der Blick in den Garten oder die freie Landschaft geht. Dadurch wird die Aussicht zu einem gestalterischen Element, vielleicht sogar zu einem Kunstwerk, wie das Bild an der Wand.
Trend mit langer Geschichte
Das, was als „Naked Window“ kursiert, ist eigentlich nicht neu. In den Niederlanden haben sich unverhüllte Fenster bereits im späten 16. Jahrhundert etabliert und über die Jahrhunderte zu einer Art Kulturgut entwickelt. So ist es heute noch in Städten wie Amsterdam üblich, die Fenster ohne Vorhänge und Rollos zu gestalten. Was früher religiöse und gesellschaftliche Gründe hatte, hat sich im Laufe der Zeit zu einem Stilmittel entwickelt, das auch einen bestimmten Lebensstil und Status repräsentiert.
Blickt man ins England 1950er-Jahre und betrachtet die Gebäude, die damals entstanden, entdeckt man viele, die von offenen Fensterflächen dominiert werden. Der sogenannte Brutalismus wurde vor allem vom Architekten Le Corbusier beeinflusst, der auf unverfälschte „nackte“ Materialien, offene Grundrisse und große Fensterflächen setzte. Aber auch viele weitere Architekturströmungen weltweit arbeiteten mit den Prinzipien Licht, Transparenz und der Verbindung von innen und außen. Dass dies zu einem Trend geworden ist, zeigt, dass sich der Wunsch nach Licht und Authentizität im Wohnen auch abseits der Architekturszene etabliert und sogar noch verstärkt hat.
Stilistische Gestaltungsmerkmale
Wer diesem besonderen Stil folgen möchte, braucht nicht unbedingt große Scheiben. Er lässt sich auch mit kleineren Fenstern umsetzen. Wichtig ist, dass die Flächen nicht von schweren Textilien, Rollos und Ähnlichem verhängt werden. Zudem hat Deko auf der Fensterbank und rundum die Fenster nichts zu suchen. Das gilt auch für Pflanzen oder Lampen. Um die Blickachse nicht zu stören, sollten Möbel mit Abstand von den Fenstern platziert werden.
Naked Window und Privatsphäre: Herausforderungen des Stils
So optisch ansprechend der „Naked Window“-Trend auch ist: Er bringt Nachteile mit. Der größte liegt auf der Hand: Ein freier Blick nach draußen bedeutet auch freier Blick ins Innere. Wer auf dem Land wohnt, in höheren Etagen oder viel Freifläche, zum Beispiel in Form eines Gartens, um sich herum hat, braucht darüber nicht nachdenken. Schwieriger wird es in städtischen Wohnlagen, wenn die Räume auf eine Straße ausgerichtet sind oder mit Sicht auf das Haus des Nachbarn. Wer sich vor unerwünschten Einblicken schützen möchte, kann als Kompromisslösung auf Milchglas setzen. Damit braucht man nicht auf Licht verzichten, allerdings ist die Sicht eingeschränkt. Mit leichten, halbtransparenten Gardinen lässt sich der Trend „light“ umsetzen. Oder man setzt auf Außenrollos, die nicht ausgefahren fast unsichtbar sind und bei Bedarf heruntergelassen werden können. Vor allem bei Dunkelheit ist dies eine gute Lösung für mehr Privatsphäre.
Ob die nackten Fenster sich energetisch auswirken, hängt davon ab, wie alt die Fenster sind. Entsprechen sie nicht den aktuellen Standards, sind sie weniger gut isoliert und es kann Kälte über die Glasflächen eindringen. In solchen Fällen wirken Vorhänge, Rollos und Co isolieren. Handelt es sich um moderne Fenster, die über eine zeitgemäße Isolierverglasung verfügen, braucht es keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen. Sie bieten auch im völlig unbekleideten Zustand eine hervorragende Wärmedämmung.